Bei einer Veranstaltung des HdWW e.V. auf dem Alexianer-Gelände stand das Megathema KI im Fokus.
25.09.2024
Diese Zahl sorgte für einen kurzen Schockmoment im Publikum: 43 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Krefeld sind vom sogenannten Substituierungspotenzial der Künstlichen Intelligenz in ihren Tätigkeiten betroffen. Doch Referent Dr. Frank Bauer vom IAB Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, der diese Zahl neben vielen weiteren vorgestellt hat, konnte schnell für Beruhigung sorgen: „Kein Alarmismus bezüglich KI“ lautete seine Botschaft – zugleich das Motto der gesamten Veranstaltung.
Die Sorgen sind gleichwohl verständlich: KI ist derzeit eines der Megathemen in Wirtschaft und Gesellschaft. Und viele Menschen stellen sich die Frage: „Macht diese Technologie unsere Jobs überflüssig?“ Genau deswegen hatte der Verein HdWW im Rahmen seiner Themenreihe „Fachkräftesicherung und Future Skills“ zu einer Schwerpunktveranstaltung ins Veranstaltungszentrum des Alexianer Krankenhauses Krefeld geladen. Über 40 Gäste nahmen die Möglichkeit zu Informationsgewinn und Austausch wahr.
Sie erfuhren an dem von Dr. Frauke Austermann moderierten Morgen, „dass kein Grund zur Panik besteht, aber zur Bewegung“, wie es die Professorin für Transformation der Arbeitswelt im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Niederrhein formulierte. Dynamik ist also gefragt. Frank Bauer betonte, dass man Berufe als Kombination verschiedener Tätigkeiten verstehen müsse – mit jeweils verschieden starken Auswirkungen von KI. Zudem erklärte er, dass die von ihm präsentierten und mitunter dramatisch wirkenden Erhebungen auf einer 100-Prozent-Umsetzung aller heute vorhandenen KI-Technologien beruhen. Doch ob und wie Unternehmen die Technologien tatsächlich implementieren, ist von einer Vielzahl von Faktoren abhängig. Unter anderem gibt es finanzielle, rechtliche und ethische Hürden.
An der der anschließenden Podiumsdiskussion nahmen neben Bauer auch die Personalverantwortlichen Sandra Hackländer (Currenta) und Mirjam Crespin (Schwarz Produktion) sowie Dr. Hendrik Poschmann, Professor im Fachbereich Wirtschaftsingenieurwesen der Hochschule Niederrhein, teil. „Länder wie Südkorea und Japan haben einen deutlich höheren Automatisierungsgrad als wir, ohne dass die Arbeitslosenzahlen dort durch die Decke gehen würden“, stellte der Fachmann für Automatisierung, Robotik & KI klar. Poschmanns ganz persönliche Meinung: „Wir sollten auf die Kollaboration von Mensch und Maschine setzen.“
Es gehe darum, die Mitarbeitenden mitzunehmen, so Sandra Hackländer. Das Zeigen kleiner technischer Kniffe auf KI-Basis helfe, niederschwellig und ohne Angst an dieses Thema heranzuführen. „KI sollte immer eine Arbeitshilfe sein, aber nie die finale Instanz“, sagte Mirjam Crespin. „Der Faktor Mensch ist bei uns eine treibende Kraft – und wird es auch bleiben.“ Zur Wahrheit gehört laut Podium aber auch: Mit Anfang 50 könne sich niemand mehr zurücklehnen nach dem Motto: „Ich arbeite bis zum Renteneintritt so weiter, wie ich es die letzten 20 Jahren getan habe.“ Fort- und Weiterbildung in für die Mitarbeitenden machbaren Schritten gerade im Bereich KI sind unerlässlich geworden.
Zwei Vorstellungen von KI musste Frank Bauer zerstören bzw. deutlich dämpfen: Die Annahme, dass KI vor allem die einfacheren Tätigkeiten „bedroht" und die höher qualifizierten Berufe und Expertenfunktionen verschont, ist definitiv vom Tisch. Und zweitens: „Künstliche Intelligenz kann zwar zur Milderung des Fachkräftemangels beitragen. Aber ich glaube nicht, dass sie die Lösung des Problems ist.“ Tatsächlich führt KI zu vielen neuen Aufgaben und damit Berufen.
Auch deswegen wird der HdWW seine Themenreihe „Fachkräftesicherung und Future Skills“ fortsetzen. Themenpatin Kerstin Abraham verwies in ihrem Schlusswort bereits auf den nächsten Termin: Am 14. November 2024 (8 Uhr, Future Work Lab im Behnisch-Haus) geht es um „Die richtigen Mitarbeitenden finden – Benefits und Performance im Einklang“.
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